< "Äskulaps starke Töchter" >

Hier dazu der Klappentext:

"Ein einschneidendes Erlebnis in ihrer Kindheit führt bei Fanny zu dem Entschluss, Ärztin zu werden. Allerdings ist das nicht ganz so einfach für die junge farbige Frau im Amerika des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Zusammen mit ihrer Freundin Katharina wagt sie dennoch das schwierige Unterfangen.
Wenngleich Frauen bereits seit der Mitte des Jahrhunderts studieren durften, legt man ihnen dennoch viele Steine in den Weg. Zusätzlich tritt die Liebe in ihr Leben und macht es damit nur noch viel komplizierter. Oder einfacher?
In einer Zeit, in welcher die Frauenbewegung damit beginnt, sich gegen die Dominanz der Männer aufzulehnen, für Gleichheit und das Wahlrecht kämpft, versuchen die beiden jungen Frauen ebenfalls eine Möglichkeit zu finden, ihren Weg durch ihr Leben selbst zu bestimmen."

Hier die Vorschau des Buchcovers:



Leseprobe:

"... Fanny stand vor dem Haus und legte den Kopf ins Genick, um das Dach sehen zu können. Die Gasse war schmaler, als das Haus hoch war! Drei Stockwerke hatte dieses Gebäude, die Gasse war höchstens vier Schritte breit und nur wenig Licht fiel bis zu ihnen herunter.
In dieser schummrigen Nebenstraße waren einige Menschen unterwegs, aber die meisten waren wohl gerade auf der Arbeit oder sonst wo beschäftigt, denn in dieser verwinkelten Gegend mussten wohl hunderte, wenn nicht sogar tausende, Menschen leben.
Das Haus vor ihnen war noch eines der schöneren in diesem Viertel und der bronzene Klopfer an der Tür hatte die Form eines Löwenkopfes. Er war auf Hochglanz poliert und verdeutlichte wohl damit noch mehr den Kontrast zum Hause gegenüber, an dem schon die Farbe von der Tür abblätterte.
„Sollen wir?“, fragte Katharina und zeigte auf den Löwen mit dem weit aufgerissenen Maul.
Fanny hob den Klopfer an und ließ ihn gegen die Tür fallen.
Es dauerte ein paar Minuten, dann öffnete eine ältere Frau, die schon graue Haare bekam. Die Frisur war zu einem strengen Zopf zusammengeflochten, der ihr vorn bis über die Schulter fiel.
„Miss Stone und Miss Fraser nehme ich an?“, erkundigte sich die Frau.
Fanny nickte.
„Fein! Ich bin Miss Sinclair, eure Vermieterin für die nächste Zeit! Bitte kommt doch rein!“, entgegnete die Frau, trat zur Seite und gab ihnen den Weg frei.
Der Hauseingang glich einem dunklen Schlauch, es fiel kaum Licht hinein und wenn die Petroleumlampe auf einem Brett an der Seite des Flures nicht gebrannt hätte, dann wäre es vermutlich vollkommen finster darin gewesen.
Das war kein Vergleich zu ihrem lichtdurchfluteten Elternhaus in Faribault, mit dem großen Garten dahinter.
Langsam gingen sie hinein, die alte Frau schloss die Tür und trat danach zu ihnen.
„Hier ist der Aufenthaltsraum, in dem auch das Essen serviert wird“, erklärte sie und zeigte ihnen einen mit Tischen und Stühlen ausgestatteten Raum, der aber ebenfalls verhältnismäßig dunkel war, oder zumindest in einem unnatürlichen Dämmerlicht vor ihnen lag, da die beiden eigentlich großen Fenster kaum Sonne hereinließen.
Durch eine offenstehende Tür war eine Küche zu sehen.
„Es gibt täglich abends eine warme Mahlzeit, am Sonntag erhaltet ihr auch mittags etwas zum Essen und da bekommt ihr dann auch Fleisch!“, erklärte Miss Sinclair.
Daraufhin nahm sie eine Petroleumlampe von einem der Tische und drehte diese hoch. Der Lichtschein fiel in den Raum und beleuchtete das Interieur noch mehr.
„Schön!“, bemerkte Katharina und sie stimmte ihr da vorbehaltlos zu, denn der Raum war bei Lichte betrachtet wirklich behaglich eingerichtet.
„Nebenan gibt es noch ein Bad für alle und hier geht es zu den Zimmern!“, erklärte ihre Vermieterin und zeigte mit der Lampe zu einer schmalen Stiege, die nach oben führte.
Während sie vor ihnen herging, erzählte sie: „Die Toiletten befinden sich auf der halben Treppe!“
Dabei zog sie eine der Türen auf, an denen sie gerade vorbeikamen.
Fanny konnte nur einen kurzen Blick hineinwerfen, aber da war nichts Besonderes daran, außer, dass sich die Latrine nicht hinter dem Haus befand, wie es in Minnesota gewesen war.
Eine weitere Treppe führte nach oben und sie folgten der älteren Frau.
Im obersten Stockwerk betraten sie einen Gang und vor ihnen flutete Licht aus einem Fenster in den Flur. Miss Sinclair zog eine Tür auf und betrat einen kleinen Raum, wie es nach der Anzahl der Türen hier oben wohl vier davon gab.
„Und das wird euer Zimmer für die nächste Zeit sein!“, verkündete sie.
Katharina trat ebenfalls in den Raum.
Fanny blieb an der Tür stehen und schaute hinein, denn mit zwei Personen darin war die Stube bereits gut gefüllt.
Auch dieser Wohnbereich war schön eingerichtete und es gab alles, was man brauchte, aber auch nicht viel mehr: Sie sah zwei Betten an der einen Wand, unter der Dachschräge, einen Schrank, einen Tisch und zwei Stühle. An der einen Stirnseite des Raumes, neben der Tür, stand eine kleine Kommode, auf der eine Schüssel und ein Krug abgestellt waren. Ein Spiegel befand sich ebenfalls dort und eine Petroleumlampe für die Nacht.
In der Ecke zwischen Kommode und Tür befand sich ein kleiner eiserner Kohleofen, der in der kalten Jahreszeit den Raum und das Waschwasser erwärmen konnte.
„Euer Zimmer müsst ihr selber sauber halten. Was ihr hier drin macht, ist eure Sache, solange es leise geschieht und keinen anderen stört, aber wenn ihr den Raum verlasst, dann nur vollständig und korrekt gekleidet!“, erklärte Miss Sinclair.
„Und wenn wir nachts auf die Latrine müssen?“, fragte Fanny.
„Da steht ein Nachttopf! Ich will keine von euch im Nachthemd oder Unterkleid vor dieser Tür im Flur sehen. Das hier ist ein ehrbares Haus! Zwei Mädchen habe ich im letzten Monat aus dem Heim werfen müssen, weil sie dies, trotz wiederholter Ermahnung, nicht begriffen haben!“, antwortete die alte Frau drohend.
„Was ihr in eurem Zimmer macht, das ist mir egal!“, setzte sie noch einmal hinzu und trat auf den Flur hinaus. „Benehmt euch einfach so, wie es einer jungen Dame gebührt! Gottesfürchtig und sittsam! Und ich erwarte auch von euch, dass ihr am Sonntag in die Kirche geht!“, verdeutlichte sie ihre Vorstellungen, jetzt vor der Tür neben ihr stehend.
„Ja, Miss Sinclair!“, entgegnete Fanny.
Die alte Frau nickte ihr freundlich zu und stieg wieder hinab.
Fanny blickte ihr eine Minute nach. Sie hatte nichts zu ihrer Hautfarbe gesagt, aber offenbar war ihr das völlig egal, Hauptsache gottesfürchtig und sittsam, und die Mutter zahlte die Miete regelmäßig.
Jetzt betrat auch Fanny den Raum.
„Mein Bett ist das am Fenster!“, erklärte sie schnell und legte den Koffer auf die Bettstatt ab.
„Meinetwegen“, erwiderte Katharina und öffnete den Schrank. Der war ziemlich geräumig und da würden alle ihre Habseligkeiten locker hineinpassen.
Fanny trat derweil zum Fenster, welches sich in einem Erker zum Teil über dem Kopfteil ihres Bettes befand, und schob die Gardinen zur Seite. Das gegenüberliegende Haus war ein Stockwerk niedriger und damit blieb ihr der Blick frei. Sie schaute über die Dächer und es musste wohl der Rand von New York sein. Der Westen von Bronck’s Land, wie es Ruth genannt hatte. Drüben, auf der anderen Seite des Harlem Rivers, lag die Hochschule.
„Bis zum College hat die Kutsche etwas mehr wie eine halbe Stunde gebraucht. Zu Fuß benötigen wir sicher die doppelte Zeit bis dahin!“, bemerkte Katharina gerade, die hinter sie getreten war und über Fannys Schulter ebenfalls nach Osten sah.
„Ruth hat mir gesagt, wir sollen eine der Fähren über den Fluss nehmen, da ist es kürzer. Wir sollten die Strecke morgen mal abgehen“, entgegnete Fanny und wandte sich ihrem Koffer zu.
„Weißt du eigentlich, wo Ruth wohnt?“, erkundigte sich Katharina bei ihr.
„Sie hat mir beschrieben, wo ihr Laden ist. Der befindet sich ganz in der Nähe, nur drei Straßen weiter. Ich habe noch etwa 15 Dollar und damit könnte ich dort einkaufen!“
„Und gelegentlich bei ihr eine Wurst erbetteln. Oder?“, fragte Katharina zurück und musste dabei lachen.
„Mal sehen, wir bekommen zwar eine Mahlzeit am Tage, aber mit unseren paar Dollar kommen wir sonst nicht weit!“, erwiderte Fanny.
Vorsichtig hob sie ihre Bluse aus dem Koffer und strich die Falten glatt.
„Vielleicht macht Miss Sinclair ja auch Frühstück für uns. Zumindest gibt es heute Abend noch etwas Warmes zu essen!“, erklärte Katharina, schob ihren bereits leeren Koffer auf den Schrank und setzte sich auf ihr Bett.
„Ich mag das Zimmer! Weiter unten hätten wir sicherlich keine Sonne!“, erklärte Fanny und richtete ihren Blick wieder nach draußen.  ..."


Mein Buch "Äskulaps starke Töchter" ist am 21.03.2023 im Verlag BoD erschienen (BoD – Books on Demand, Norderstedt, nähere Informationen finden Sie unter www.BoD.de)

Die ISBN lautet: 978-3-7412-8947-7

Altersempfehlung: ab 16 Jahren

360 Seiten, Buchformat: 21 cm x 14,8 cm


Mein Buch bei BoD:
https://www.bod.de/buchshop/aeskulaps-starke-toechter-uwe-goeritz-9783741289477

Mein Buch bei Amazon:
https://www.amazon.de/dp/3741289477

Mein Buch "Äskulaps starke Töchter" ist auch als E-Book erhältlich:

Das E-Book erscheint mit der ISBN 978-3-7578-6842-0 und wird zum Verkaufspreis von 2,49 EUR angeboten.

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